Berliner "Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten (PsychKG)"
Am 17.06.2016 wurde das neue Berliner "Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten (PsychKG)" verabschiedet und ist am 29.06.2016 in Kraft getreten. Es löst das alte
"Gesetz für psychisch Kranke (PsychKG)" ab.
Es regelt die zwangsweise Unterbringung und Zwangsmaßnahmen für Menschen, die psychisch krank sind bzw. so diagnostiziert wurden. Auch Unterstützungsmaßnahmen werden gesetzlich festgeschrieben.
Den jeweils aktuellsten Stand findet man auf gesetze.berlin.de
bipolaris hat das Gesetz abgelehnt. Stellungnahmen dazu weiter unter auf dieser Seite.
Stand des Verfahrens
- Die 2. Lesung des Gesetzes und Verabschiedung fand am 17.06.2016 im Berliner Abgeordnetenhaus statt. Die Änderungsanträge von SPD/CDU wurden angenommen, die Änderungsanträge der Grünen und
Linken nicht.
- Am 30. Mai 2016 fand die abschließende Beratung im Gesundheitsausschuss statt.
Wesentliche --> Änderungsanträge der Piraten und --> Änderungsanträge der Grünen lagen vor. Diese sollten die Kontrollen verstärken. Eine Behandlung gegen den Willen des Betroffenen sollte nur bei akuter Lebensgefahr stattfinden. Alle Anträge wurden von der Regierungskoalistion aus SPD und CDU abgelehnt. Die Linke stimmte den Anträgen zum Großteil zu, wollte aber die Möglichkeit der Zwangsbehandlung auf weitere Personen ausweiten.
--> Änderungsanträge der großen Koalition zielten hauptsächlich auf etwas mehr Kontrolle der Zwangsmaßnahmen. Diese wurden angenommen, fast immer gegen die Stimmen von Piraten, Grüne und Linke.
Das Gesetz wurde dem Abgeordnetenhaus zur Annahme empfohlen, mit den Stimmen von SPD und CDU gegen Piraten, Linke und Grüne.
Eine längere Zusammenfassung finden Sie --> hier (PDF, 249 KB)
- In der Anhörung vom 2. Mai im Gesundheitsausschuss stellte Dr. Aichele (Leiter der Monitoring-Stelle für die UN-Behindertenrechtskonvention) eindeutig fest, dass das Gesetz
menschenrechtlich nicht zu halten sei.
- Zur Anhörung im Gesundheitsausschuss am 4. April 2016 wurde Uwe Wegener als Vorsitzender von bipolaris eingeladen, siehe nachfolgende Stellungnahme unten. Alle anderen
Beteiligten begrüßten das Gesetz, hatten allerdings im Einzelnen viele Kritikpunkte, siehe --> Wortprotokoll der
Anhörung
- Der Rechtsausschuss empfahl am 7. April 2016 die Annahme des Gesetzes, siehe untenstehendes Protokoll. Der Ausschuss für Bildung, Familie und Jugend empfahl
am 21. April ebenfalls die Annahme.
- Am 18.02.2016 erfolgte die erste Lesung im Berliner Abgeordnetenhaus. Einhellig übten Piraten, SPD, Grüne und Linke Kritik am Gesetz.
Videos der Diskussion zur ersten Lesung im Abgeordnetenhaus stehen auf der Seite des RBB: http://www.rbb-online.de/imparlament/berlin/2016/18--februar-2016/18-februar-2016---76--Sitzung-des-Berliner-Abgeordnetenhauses.html, 11. Beitrag.
Entwurf eines "Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten (PsychKG)" (Stand 26.01.2016)
Das Berliner "Gesetz für Psychisch Kranke (PsychKG)" soll abgelöst werden.
Der folgende Download enthält den Entwurf des Gesetzes, wie er in das Abgeordnetenhaus eingebracht wurde, und die Begründungen der zuständigen Senatsabteilung für die Änderungen.
Am 9. Juni hat das Berliner Abgeordnetenhaus das Gesetz mitsamt des Änderungsantrag von SPD/CDU verabschiedet. Es wird nach Verkündung im Gesetzblatt in Kraft treten.
bipolaris-Stellungnahme zum Entwurf eines neuen PsychKG
Weitere Stellungnahmen von bipolaris und anderen Organisation finden sich unten auf dieser Seite.
Petition: Gleiches Recht für Menschen mit psychiatrischen Diagnosen – Stopp des Berliner PsychKG
Wir fordern, das Gesetzgebungsverfahren zu stoppen und ein neues Gesetz zur Fortentwicklung der Hilfen für Menschen mit psychosozialen Beeinträchtigungen zu entwerfen.
An der Erarbeitung des Gesetzes müssen Menschen mit eigener Psychiatrie-Erfahrung und ihre Angehörigen maßgeblich mitwirken. Ihnen sind dazu die entsprechenden Mittel zur Verfügung zu stellen.
Es handelt sich um eine gemeinsame Petition Berliner Selbsthilfeorganisationen Psychiatrie-Erfahrener.
Diese Petition lief bis zum 25. Mai 2016. Insgesamt unterzeichneten die Petition online und offline 450 Personen:
Stellungnahmen Betroffener und Angehöriger zum Entwurf
Einige der folgenden Stellungnahmen beziehen auf ältere Entwürfe, sind aber größtenteils noch aktuell in ihren Aussagen.
Peter Lehmann: Psychiatrische Zwangsbehandlung, Menschenrechte und UN-Behindertenrechtskonvention
Fragen und Antworten anlässlich der Neufassung des Berliner »Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten« (PsychKG)
Ein ausführlicher und fundierter Artikel von Peter Lehmann, besonders zu der Frage, inwieweit Zwangsbehandlung und deren Ausgestaltung im PsychKG überhaupt zulässig sind. ---> PDF, 1,4 MB
Stellungnahme der "Irrenoffensive"
Wie immer geht die Irrenoffensive sehr radikal bis dogmatisch gegen die Psychiatrie an:
http://www.zwangspsychiatrie.de/2015/10/psychkg-entwurf-mit-vollmacht-zu-securitate-terror/
Stellungnahmen weiterer Verbände zum Entwurf sowie Anhörungsprotokolle
Dr. Aichele, Institut für Menschenrechte, Leiter Monitoringstelle der UN-BRK
Patrizia di Tolla, Deutsche Gesellschaft für soziale Psychiatrie (DGSP)
Dr. Sabine Müller, Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)
Christian Reumschüssel-Wienert, Paritätischer Wohlfahrtsverband Berlin
Alexander Spies ist für die Piraten-Fraktion Mitglied des Ausschuss für Gesundheit und Soziales im Abgeordnetenhaus Berlin.
Entwurf Oktober 2015: Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten (PsychKG)
Der Stand dieses Entwurfes ist vermutlich Oktober 2015.
Es wurde im Oktober 2015 dem Senat und im Dezember 2015 dem Rat der Bezirksbürgermeister vorgelegt.
Leider nur bis §45
Vorher gültiges PsychKG (Stand 26.05.2015)
Ausfertigungsdatum: 08.03.1985
Gültig ab: 21.06.1985
Fundstelle: GVBl. 1985, 586
letzte berücksichtigte Änderung: § 40 neu gefasst durch Artikel III des Gesetzes vom 18.09.2011 (GVBl. S. 483)